Die Comtesseninsel

Eine Eisgeschichte von Teo von Torn.
in: „Über Land und Meer” vom Jan. 1903, Seite 388 und 390


Der betriebsame Pächter der Westeisbahn kalkulierte sehr richtig, daß es eine große Anzahl von Menschen giebt, die dem Schlittschuhsport an sich gern huldigen, die es aber zu dessen intimen Reizen nicht zählen, wenn sie alle Augenblicke an den unteren Extremitäten von schwankenden Kindlein umklammert oder durch die rasante Sportbethätigung losgelassener Commis beunruhigt werden. Er hatte daher die nach zwei Seiten wohlthätige Einrichtung getroffen, daß in den Stunden von zwei bis vier Uhr nachmittags der Eintrittspreis von einer Reichsmark erhoben wurde. Geld ist zwar in Savhen der Exklusivität nicht unbedingt zuverlässig, hier aber führte die höhere Besteuerung des Vergnügens doch dazu, daß in der genannten Zeit Grazie und Eleganz vorherrschten.

Die weite, weißblau schimmernde Fläche war von dem vornehmsten Publikum der Residenz belebt. Prächtige Eiskostüme, schmucker Dreß und Uniformen wogten und flirrten durcheinander. In dem Musikpavillon konzertierte das Trompetercorps des Kürassierregiments. Auf der Zugangsseite der Bahn standen eine Unzahl von Offiziersburschen und Lakaien, mit Pelzen und Tüchern bepackt, jedes Winkes gewärtig. Und immer neue Zuzügler. In langer Reihe rollten die Equipagen von der Chaussee her in den Waldweg ein, von dem dann ein schmaler Steg zum Kassenschalter führte. Die Fußgänger hatten es etwas näher, da sie gleich von der Chaussee auf diesen Steg einbiegen konnten.

Die Ankommenden winkten und grüßten schon von weitem auf die Bahn hinaus und wurden mit fröhlichen Zurufen empfangen. Lachen und Plaudern überall, aber in der abgedämpften Stimmung der Wohlerzogenheit und distinguierten Reserve. Um so auffälliger machte sich ein Ruf, der eben mit der Lungenkraft eines Stentors vom Eingange her über das Eis dröhnte: „Großow — !!”

Gleichzeitig erhob sich über alle Köpfe ein pelzverbrämter Aermel, und eine mit kolossalen „Pavianspfoten” bekleidete Hand schwang ein paar Schlittschuhe derart lebhaft, daß die Nächststehenden sich unwillkürlich duckten und der angerufene kleine Husar seinen Jugendfreund und Kriegsschulkameraden Rolf Marty absolut nicht übersehen konnte.

Freiherr von Großow sauste in einem eleganten Bogen heran und zerrte den blonden Riesen ziemlich unsanft aus dem Gewühl. „Aber Mensch, so brülle doch nicht, als wenn du das Eis sprengen wolltest!” raunte der Husar zwischen Aerger und Lachen. „Deine Kommandeuse drüben ist beinahe hingeschlagen vor Schreck, und der Brendling hast du den Tuff vom Hut gefegt —”

„Alle Wetter,” knurrte Rolf Marty, indem er sich verstohlen umsah, „war denn mein Entree so geräuschvoll? Aber das kommt nur von der Aufregung, weißt du. Sowie ich aufgeregt bin, muß ich Krach machen. Ob ich mich bei den Damen entschuldige?”

„Nun thu mir den Gefallen und mach keinen weiteren Aufstand! Was willst du überhaupt hier? Du kannst doch gar nicht Schlittschuhlaufen, hast du mir gesagt. Weshalb außerdem in diesem Nordpolfahrer-Zivil? Und zu Fuß! Wo sind deine Jucker? Und was ist das für eine scheußliche Töle, die du da trägst?”

Rolf Marty, Leutnant im Kürassierregiment Alexander, warf einen zärtlichen Blick auf den kleinen, abschreckend häßlichen Köter, den er krampfhaft unter dem Arm eingeklemmt hielt, und versuchte ihn mit der freien „Pavianspfote” zu streicheln. Der Hund mißtraute jedoch der bunten Pranke und machte die wahnwitzigsten Anstrengungen, sich der Annäherung zu entziehen. Da ihm das nichts nützte, legte er die Schnauze in unfreundliche Plisseefalten und knurrte. Rolf Marty schien das entzückend zu finden. Er betrachtete das Tier mit einer Art übermütiger Glückseligkeit. Dann drückte er es noch fester an sich und sagte:

„Lieber Heinz, ich bin ein schwerfälliger Mensch. Das weißt du, und deshalb darfst du mich nicht so viel auf einmal fragen. Immer eins nach dem andern. Zunächst sage mal: sie ist da, nicht wahr?”

„Wer?”

„Sie.”

„Das ist mir zu allgemein; du mußt dich deutlicher ausdrücken.”

„Aber Mensch!” rief der Kürassier mit maßlosem Erstaunen, und es klang wieder sehr laut, „es giebt doch nur eine Comtesse Grove!”

Freiherr von Großow entfernte sich fluchtartig in großen Bogen. Erst nachdem er sich vergewissert, daß der Ausruf doch nicht die gefürchtete Beachtung gefunden hatte, birschte er sich wieder heran.

„Ich will dir mal was sagen, Rolf,” raunte er ärgerlich; „wenn du deine Bärenstimme nicht einigermaßen bändigst, dann verlasse ich dich zur selbigen Stunde. Du bringst einen ja in Teufels Küche! Ebenso gut kannst du die Kleine doch gleich ausklingeln lassen —”

„Na, wenn du dich so begriffsstutzig anstellst —” erwiderte der Hüne kleinlaut. „Also sie ist da?” fragte er im Flüstertone und mit erwartungsvoll hochgezogenen Augenbrauen.

„Allerdings. Drüben auf der Comtesseninsel, wo nach der Frequenz wieder eine große Schlangenverschwörung im Gange zu sein scheint. Offen gestanden, Rolf, ich kann dein unentwegtes Interesse für die Growe nicht recht begreifen. Der hochnäsige kleine Racker behandelt dich en canaille. Wie sie dich vorgestern auf dem Ball bei Conströms hat abfallen lassen, das war doch schon mehr ein Affront. Merkst du denn das nicht?”

Rolf Marty hatte die hellen blaugrauen Augen suchend in die Ferne gerichtet. Etwas abseits von der eigentlichen Bahn, gegenüber dem Musikpavillon, lag die Comtesseninsel — eine aus Brettern zusammengeschlagene und mit Strohmatten bedeckte niedrige Estrade, die die jungen Damen der vornehmen Welt durch Gewohnheitsrecht für sich in Anspruch nahmen und sehr exklusiv behandelten. Eher ging ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß hier jemand Zutritt fand, der nicht mindestens durch eine siebenzackige Krone sich legitimierte. In dieser Gegend irrte Rolf Martys suchender Blick umher, um ganz langsam und verträumt zurückzukehren, als der Husar wiederholte:

„So sprich doch — merkst du das nicht?”

„Das merkt ein Pferd,” erwiderte er einfach. Es hatte etwas Rührendes, als er dann die breiten Schultern hob und mit einem leichten Seufzer sagte: „Aber es kann wohl auch nicht anders sein, Heinz. Die Comtesse Grove und ich — das ist nicht auszudenken, und ich sage mir das selbst — täglich , stündlich. Aber mach mal einer was mit so einem verdrehten Muskel, wie es das Herz ist!”

„Armer Kerl — —”

„Sag das nicht, Heinz,” versicherte Rolf Marty eifrig, und ein fast übermütiges Lächeln verschönte das eckige Friesengesicht. „Ich bin auch so schon ganz zufrieden. Mag sie auch ruhig Schindluder mit mir treiben — wenn ich sie nur hier und da sehen und mich ein bißchen ansonnen lassen darf von ihren Augen. Hast du übrigens schon solche Augen gesehen, Heinz? Schwarz mit einem grüngoldenen Rande um die Iris? Herr Gott, sind das Augen!”

Die selbstvergessene Begeisterung hatte sich bei den letzten Worten nicht nur wieder auf die Stimme gelegt, sondern in schmerzlich fühlbarer Weise auch auf den Hund eingewirkt. Der Köter reagierte auf den empfindlichen Druck durch ein klägliches Winseln und erneute Anstrengungen, sich zu befreien.

„Aber laß doch endlich die greuliche Töle laufen!” rief Herr von Großow ungeduldig. „Willst du sie denn ewig herumschleppen?!”

„Wenn es sein muß. bis ans Ende der Welt,” erklärte der Riese mit der Bestimmtheit eines Menschen, der sich einer edlen Aufgabe voll bewußt ist. „Der Hund ist keine Schönheit, da hast du recht,” sagte er dann, indem er das Tier sorglich in eine bequemere Lage brachte; „er ist das, was man so als Bastard von Pinscher und Fußbank bezeichnet — aber es ist ihr Hund! Ich habe heute überhaupt kolossales Glück gehabt, Heinz! Da ich meine Pferde in der Kälte nicht gerne draußen stehen lasse — wie ihr das übrigens euren Burschen zumuten könnt, ist mir schleierhaft! — benutzte ich die elektrische Bahn. Alles gerammelt voll, bis auf einen einzigen Platz. Kaum habe ich mich hingesetzt — wer kommt? Lizzie Grove! Es geht mir wie ein Schlag durch alle Gebeine, aber ich habe doch noch so viel Sammlung, um aufzuspringen und ihr meinen Sitz anzubieten. Sie nimmt an und lächelt dankend. Lächelt, Heinz! Ich war selig, kann ich dir sagen. Leider betrat in demselben Augenblick ein Kontrolleur den Wagen und setzte mich als überzählig hinaus.”

„Und das nennt der Mensch Glück!”

„War es auch. Sie hat gelächelt! Du hast eben keine Ahnung, was mir das ist! Das kann ich nur vergleichen mit dem Empfinden von einst — wenn mein Mutting an mir großem Bengel herauflangte und mir mit ihren weichen weißen Fingerchen die Wangen strich. So ungefähr. Es wird einem ganz warm und mollig ums Herz. — Na, laß! Wie ich aus dem Wagen springe, sehe ich den Hund hinterher keuchen. Ich habe ihn oft auf der Straße bei ihr gesehen. Aber nicht bloß deshalb habe ich ihn angelockt und aufgenommen. Ich habe ein Faible für häßliche Hunde wie für häßliche Menschen. Mir ist immer, als könnte ich an ihnen was gut machen. Möchtest du das Tierchen nicht einen Augenblick halten, bis ich mir die Schlittschuhe angelegt habe?”

„Nicht für 'ne Million!” wehrte der Husar ordentlich erschrocken ab. „Gib ihn doch einem der Eisbahnwärter!”

„Nee, mein Lieber, das machen wir nicht. Ich werde meine Schlittschuhe abgeben. Das Laufen ist ohnehin ein riskantes Vergnügen für mich. Habe deshalb auch Zivil angelegt, um im königlichen Rock keine Vorstellungen zu veranstalten. Falle ich so mal hin, dann schadet es nichts. Und — Zivil steht mir doch auch nicht übel, was?”

Der baumlange Friese sah mit der naiven Selbstgefälligkeit eines neueingekleideten Konfirmanden an sich herab und achtete deshalb auch nicht auf die Grimasse, die der schmucke kleine Husar bei dieser Frage zog.

Rolf Marty nahm sich nämlich gar nicht vorteilhaft aus. In dem weißen Koller und den hohen Stulpstiefeln hatte seine Ueberlebensgröße noch eine gewisse Proportion. Diese fehlte jetzt vollständig. Alles an ihm war unverhältnismäßig. Der kostbare Pelz erschien viel zu kurz, da die langen Beine bis weit über die Kniee herausragten. Auch die Aermel schlossen sich nur knapp an die ungeheuerlichen Handschuhe, deren nächste Nummer bereits unter die Strümpfe rangierte. Dazu das winzige Pelzkäppchen, das zwar keck auf der rechten Stirnseite saß, aber von dem mächtige blonden Schädel doch zu wenig bedeckte, um zu „kleiden”. Rolf Marty ging es wie allen Menschen, die sonst auf Aeußerlichkeiten wenig geben und plötzlich einmal den Einfall bekommen, sich besonders hübsch zu machen. Der ungeübte Geschmack begeht dann wahre Orgien von Mißgriffen.

Auch auf der Comtesseninsel hatte man das längst bemerkt. Lizzie Grove war mit ihrem verkleideten Verehrer, den eine kleine österreichische Durchlaucht unter allgemeiner jubelnder Zustimmung als „Ueber-Krampus” charakterisiert hatte, bereits derart aufgezogen worden, daß es nur noch eines geringen Anlasses bedurfte, um das ohnehin sehr lebhafte und empfindliche Temperament der Comtesse zur Explosion zu bringen. Dieser Anlaß war gegeben, als der lange Kürassier plötzlich aus dem Gewühl auftauchte und seinen Kurs direkt auf die Comtesseninsel richtete — in dem Tänzeln und Schliddern, das man unwillkürlich annimmt, wenn man ohne Schlittschuhe sich auf dem Eise bewegt. Bei dem Hünen machte sich das unsagbar drollig.

Das Kichern und Lachen der jungen Damen ward zur unbändigen Heiterkeit, als der Ueber-Krampus dicht vor der Estrade noch eine besonders glatte Stelle zu passieren hatte. Er rutschte aus, und nur durch ein heftiges Umeinanderwerfen von Armen und Beinen vermochte er noch glücklich die Balance zu halten. Leider aber hatte er bereits die Mütze gezogen und auf den Hund nicht geachtet. Bei den mit der Verve einer irrsinnig gewordenen Windmühle ausgeführten Bewegungen war die Kappe in weitem Bogen nach rechts, der Pinscher nach links geflogen. Als letzterer sich wieder auf seinen vier Beinen zurechtgefunden hatte, sprang er winselnd vor Freude an der Comtesse hoch.

Dieses rührende Wiedersehen entschädigte den Kürassier für den eben ausgestandenen Schreck und die vorangegangenen Umständlichkeiten so vollkommen, daß er zunächst gar nicht nach seiner Mütze suchte. Den blonden Enakskopf etwas auf die Schulter geneigt, verfolgte er mit zufriedenem und glücklichem Lächeln die unsinnigen Freudenbezeigungen des Köters. Er fiel aus dem siebenten Himmel, als die Comtesse von der Estrade herabstieg und mit zornfunkelnden Augen auf ihren Schlittschuhen dicht an ihn heranglitt. Indem sie beide Fäuste wütend in den winzigen Muff bohrte, stieß sie zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor:

„Sie haben eine erstaunliche Geschicklichkeit, sich unbeliebt zu machen, Herr Leutnant! Wollen Sie mir, bitte, verraten, was Sie veranlaßt hat, mich mit dem scheußlichen, zudringlichen Hunde zu belästigen?”

„Gnädigste Comtesse — ich — ich bitte tausendmal um Entschuldigung,” stotterte der Riese mit brennrotem Kopf, indem er fassungslos auf das in Erregung zitternde Figürchen herabschaute. „Ich glaubte, es wäre Ihr Hund — und gar so scheußlich ist er doch nicht — —”

„Es ist der Hund unsers Portiers, Herr Leutnant! Nicht der meine! Und er ist fast so zudringlich und widerwärtig wie — —”

Sie vollendete nicht, Das Tier hatte in seiner täppischen Ausgelassenheit nach ihrem Arme geschnappt und wohl etwas fester zugepackt, wie das als Ausdruck von Zärtlichkeit nötig gewesen wäre. Das junge Mädchen schrie auf, und vor Zorn und Schreck ihrer selbst nicht mehr mächtig, stieß sie so heftig nach dem Pinscher, daß er, kläglich aufheulend, mindestens zehn Schritte nah dem Ufer zu über das Eis flog. Einige Sekunden blieb der Hund wie betäubt sitzen; dann zog er den Schweif ein und retirierte, aber derart unachtsam, daß er plötzlich in einer offenen Stelle verschwand.

Das rote Gesicht Rolf Martys färbte sich noch dunkler. Mit einem unartikulierten Laut, der wie das Brummen eines gereizten Bären klang, warf er seinen Pelz ab und stürzte dem Hunde nach — gleich darauf ein vielstimmiger Schrei des Entsetzens.

Gleich hinter dem ersten, zur Warnung ausgesteckten Strohwisch war das Eis unter den wuchtigen Schritten des Offiziers geborsten. Bis zu den Armen eingesunken, schüttelte sich der massige Körper wie im Krampf, aber schon in der nächsten Sekunde hob er sich in gewaltigem Schwunge und gewann festes Eis. Ratlos sah er sich um. Keine Leiter oder Stange in der Nähe — und der Hund tauchte eben mit herzzerreißendem Winseln auf. Da fiel sein Blick auf die Bretterestrade der Comtesseninsel, wo die jungen Damen wie verängstigte Vögelchen sich aneinanderdrückten; auch Lizzie Grove war wieder hinaufgeflüchtet,

Ein dröhnender Zuruf — gleich darauf ein Ruck — und die gesamte weibliche Jeunesse doree der Residenz trudelte wie der Inhalt eines ausgeschütteten Kartoffelsackes von den Brettern herunter auf das Eis. Dann faßte Rolf Marty noch einmal das Seil, an dem sonst vier Männer zu ziehen hatten, um die Estrade von der Stelle zu bewegen. Die Adern traten dick wie Bindfaden auf Stirn und Schläfen hervor, und der hohe weiße Stehkragen schnitt tief in die gespannten Halsmuskeln.

Ein Krachen, ein knirschendes Scheuern, und als die Fußbalken sich erst von dem Eise gelöst hatten, schob Rolf Marty mit Leichtigkeit die Bretter über die brüchige Stelle hinweg. Dann sprang er hinauf und zog den halberstarrten Pinscher aus dem Wasser.

Ein Beifallstoben erscholl, wie es die fashionable Stunde der Westeisbahn noch nicht erlebt hatte. Namentlich seine Kameraden umringten ihn. Rolf Marty brach sich ungeduldig Bahn. Es lagerte ein herber, finsterer Zug auf seinem sonst so kindlich gutmütigen Gesichte. Er achtete nicht einmal darauf, daß es die Comtesse Lizzie Grove war, die ihm seine Kappe reichte. Aus den Händen Großows, der nicht recht wußte, ob er heulen oder sich ärgern sollte über den „auffallenden Menschen”, nahm er schweigend seinen Pelz entgegen, wickelte das zitternde Tierchen sorglich hinein und verließ die Bahn. — —

Die Portiersleute im Palais Seiner Excellenz des Herrn Ministers Grafen Grove machten sehr erstaunte Augen, als in den Abenstunden ein hochgewachsener Kürassieroffizier vorfuhr und nicht die Marmortreppe hinanstieg, sondern bei ihnen eintrat und in höchsteigener Person den Pinscher abgab, der bisher eigentlich noch gar nicht vermißt worden war. Noch viel mehr aber erstaunten sie, als gleich darauf, wie von ungefähr, auch die gnädige Comtesse anschwirrte — im bloßen Kopf und mit einer fliegenden Röte auf dem hochmütigen Gesichtchen.

Rolf Marty grüßte förmlich und wollte gehen; aber die Comtesse trat ihm resolut entgegen und hielt ihn zurück. Von dem, was sie zu ihm sprach, verstand er nicht viel mehr, als daß die Comtesse Lizzie Grove den Leutnant Rolf Marty von den Alexander-Kürassieren um Entschuldigung bat, weil sie sich schlecht und herzlos betragen und weil sie sich so furchtbar dessen schäme.

Er verstand das wohl, aber er begriff noch nicht, wie ao was möglich war. Erst als er seinen Blick in die dunkeln Augensterne tauchte, deren grüngoldene Iris ihn so warm und bittend ansonnte, da begriff er auch, — und die Comtesseninsel mit ihren Bitternissen ging unter in einem Ozean von Glück.

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